David Ziegenhagen

Alles auf Anfang: Postdigitale Tendenzen im Filmvorspann

Der Vorspann ist ein häufig vernachlässigtes Phänomen der Filmwissenschaft: als Film im Film (oder in der Serie) ist der Vorspann ein Film für sich, zwar unweigerlich mit dem eigentlichen Film verbunden, aber auch als eine eigene filmische Form rezipierbar. Schon vor dem Einzug des Computers in die Filmproduktion ist der Filmvorspann ein intermediales Phänomen aus Text und Bild, der durch seine hybride Ästhetik aus dem eigentlichen Film heraussticht. Allerdings verliert der Vorspann im digitalen Zeitalter bzw. für die digital natives seine Bedeutung als eigenständige filmische Form: Der Zuschauer ist inzwischen ‚plurimedialisiert’, durch die Gewöhnung an allgegenwärtige Medienkombinationen (Websites, Computer, Smartphones) wird die seinerseits im Filmvorspann übliche Kombination aus Text, Bild, Animation und Live-Action-Aufnahmen nicht (mehr) als eigenwilliges, hybrides Medienprodukt wahrgenommen, sondern reiht sich ein in die alltäglichen plurimedialen Medien. Um den Vorspann wiederum aus dieser Masse herauszustellen, lassen sich in zeitgenössischen Filmen (und Serien) Rückgriffe auf analoge Ästhetiken ausmachen, durch die der Vorspann (wieder) als etwas spezifisch Filmisches wahrgenommen wird. Paradoxerweise sind es gerade die Möglichkeiten digitaler, computergestützter Bilderzeugung (CGI), analoge Filmfehler, Makel und Störungen im Filmvorspann zu simulieren. Der Vortrag soll anhand von Beispielen aus Filmen und/oder Serien zeigen, dass sich postdigitale Tendenzen des Films exemplarisch am Filmvorspann festmachen lassen. Als postdigital ließen sich demnach zeitgenössische Formen des Filmvorspanns einordnen, die das Analoge im Digitalen ‚feiern’, so eine neue hybride Ästhetik abbilden und dadurch neue filmische Ausdrucksformen schaffen.

……..

CV  David Ziegenhagen, M.A — Studium: Medien (Film und TV) und Geographie in Osnabrück (B.A. 2009) und Medienwissenschaft in Hamburg (M.A. 2012), Thema der Abschlussarbeit: „Das Medium ist die Zukunft. Zur Darstellung von Medien im Science-Fiction-Film“. Seit Oktober 2012 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Medien und Kommunikation an der Universität Hamburg. Zur Zeit Vorbereitung eines Dissertationsprojektes zum Thema Typografie und Film.